Ursprünglich veröffentlicht auf vationventures.com
Der European Accessibility Act (EAA) verändert den Umgang mit Barrierefreiheit in Europa grundlegend – und seine Wirkung reicht weit über die EU hinaus. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf das Gesetz, beleuchten seine zentralen Inhalte, Anwendungsbereiche und Auswirkungen – insbesondere auf Unternehmen und die Technologiebranche in Europa und weltweit.
Die Verabschiedung dieses Gesetzes ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer inklusiveren Gesellschaft. Der EAA setzt einheitliche Standards für Barrierefreiheit und ebnet den Weg in eine Zukunft, in der alle Menschen uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können – unabhängig von ihren Fähigkeiten.
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Was ist der European Accessibility Act?
Der European Accessibility Act (EAA) ist ein EU-Gesetz zur Verbesserung der Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen im europäischen Binnenmarkt. Er wurde im April 2019 vom Europäischen Parlament und dem Rat verabschiedet und muss bis 2025 in allen Mitgliedstaaten vollständig umgesetzt sein.
Der Geltungsbereich umfasst unter anderem:
- Computer und Smartphones
- Geldautomaten und Ticketautomaten
- E-Books
- E-Commerce-Angebote
- Online-Banking
- Transportdienste
Alle betroffenen Produkte und Dienstleistungen müssen künftig so gestaltet sein, dass sie auch von Menschen mit Behinderungen genutzt werden können. Ziel ist ein inklusiver digitaler Binnenmarkt, der niemanden ausschließt.
Zentrale Begriffe und Anforderungen des EAA
Der EAA beruht auf mehreren Schlüsselbegriffen und Prinzipien, die ein gemeinsames Verständnis von Barrierefreiheit schaffen:
- Barrierefreiheit:
Produkte, Services und digitale Umgebungen müssen wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust gestaltet sein – damit Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten sie problemlos nutzen können. - Behinderung:
Die Definition folgt der UN-Behindertenrechtskonvention. Eine Behinderung entsteht demnach aus dem Zusammenspiel individueller Einschränkungen mit physischen, kommunikativen oder gesellschaftlichen Barrieren. - Produkte und Dienstleistungen:
Der EAA verpflichtet Hersteller und Anbieter in bestimmten Sektoren, ihre Produkte und Services so zu gestalten, dass sie auch Menschen mit Behinderungen offenstehen. - Zumutbare Vorkehrungen (Reasonable Accommodation):
Gemeint sind angemessene Anpassungen im Einzelfall, die Menschen mit Behinderungen gleichberechtigten Zugang ermöglichen – ohne übermäßigen Aufwand oder unverhältnismäßige Belastungen.
Zudem setzt der EAA auf das Konzept des Universal Design: Produkte und Services sollen von vornherein so gestaltet sein, dass sie von möglichst vielen Menschen ohne spezielle Anpassungen genutzt werden können.
Für wen gilt der EAA?
Der EAA richtet sich an eine breite Zielgruppe – vom produzierenden Gewerbe über Dienstleister bis hin zum öffentlichen Sektor.
Wenn dein Unternehmen z. B. Computer, Smartphones oder Geldautomaten herstellt, oder im Bereich E-Commerce, Banken oder Verkehr tätig ist, dann gelten die EAA-Vorgaben für dich.
Auch öffentliche Einrichtungen sind betroffen: Sie müssen sicherstellen, dass ihre Websites, mobilen Apps und digitalen Dokumente barrierefrei gestaltet sind – inklusive Alternativen für Nutzer:innen mit Einschränkungen.
Wichtig: Die geografische Reichweite des EAA endet nicht an den EU-Grenzen. Auch Unternehmen mit Sitz außerhalb Europas, deren Produkte oder Services in der EU verfügbar sind, müssen die Vorgaben einhalten.
Auswirkungen auf Unternehmen außerhalb Europas
Der EAA hat globale Relevanz. Auch Unternehmen außerhalb der EU sind betroffen, wenn sie den europäischen Markt bedienen.
Dies kann erhebliche Auswirkungen auf Produktdesign, Serviceprozesse und technologische Infrastruktur haben – und erfordert häufig eine grundlegende Neuausrichtung digitaler Angebote.
Zugleich ist Compliance mit dem EAA ein klares Zeichen für gesellschaftliche Verantwortung. Sie stärkt das Markenimage, öffnet neue Zielgruppen und kann die Kundenbindung fördern.
Nichtkonforme Unternehmen riskieren hingegen rechtliche und reputative Folgen: Der EAA erlaubt es Behörden, rechtliche Schritte gegen Unternehmen einzuleiten, die die Anforderungen nicht erfüllen.
Der EAA und die Technologiebranche
Kaum ein Sektor ist so stark betroffen wie die Tech-Industrie.
Digitale Barrierefreiheit wird zur Voraussetzung für Innovation. Technologieunternehmen spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, ein inklusives digitales Ökosystem zu schaffen.
Vorteile für Unternehmen:
- Neue Zielgruppen: Bis zu 20 % der Nutzer:innen sind auf barrierefreie Technologien angewiesen.
- Innovationstreiber: Features wie Text-to-Speech, Spracherkennung, Eye-Tracking oder barrierearme UX-Designs wurden ursprünglich für Menschen mit Einschränkungen entwickelt – und haben längst breite Anwendung gefunden.
- Stärkung von DEI-Initiativen: Die Umsetzung des EAA fördert Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion im Unternehmen – nicht nur extern, sondern auch intern.
Der richtige Partner für nachhaltige Accessibility
Viele Unternehmen setzen auf punktuelle Lösungen, wie einmalige Audits oder Browser-Overlays. Doch diese Ansätze sind weder dauerhaft wirksam noch rechtssicher.
Der Bericht empfiehlt, auf Anbieter zu setzen, die Technologie mit strategischer Beratung verbinden – und Accessibility als kontinuierlichen Prozess etablieren.
Die Wahl des richtigen Partners ermöglicht es Unternehmen, Accessibility systematisch und nachhaltig umzusetzen – inklusive Monitoring, Audits und Remediation-Prozessen.
Fazit: Inklusion gestalten – nicht nur begleiten
Der European Accessibility Act ist ein klarer Schritt in Richtung eines barrierefreien, inklusiven Europas. Er beeinflusst Märkte, Unternehmen und Technologien – weit über die EU hinaus.
Wer frühzeitig handelt, kann nicht nur Risiken vermeiden, sondern Marktvorteile sichern, Innovation fördern und das Vertrauen der Kund:innen stärken.
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Quelle:
1 IDC, Web Accessibility: Preparing for Compliance in 2025 Brings an Intersection of DEI and Customer Experience , doc ##US48610922 , May 2023